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Stadtverwaltung und BüWi e.V. besuchen die „Windräderstadt“ Bedburg

Am frühen Morgen des 25.01. machte sich der Vorstand von Bürgerenergie Wiehl e.V. gemeinsam mit Bürgermeister, Kämmerer und Umweltbeauftragtem der Stadt Wiehl auf den Weg in die Kölner Bucht. Ziel war das Bedburger Rathaus, wo Bürgermeister Sascha Solbach die Gruppe herzlich empfing und sich zwei Stunden Zeit nahm, um zu erläutern, wie es die Stadt Bedburg es trotz Haushaltssicherung geschafft hat zwei Windparks aufzubauen und dank eines Beteiligungsmodells die Bevölkerung mit ins Boot zu holen. Die Stadt hält am größten Windpark 49% Beteiligung in Form einer eigenen GmbH.

Die Teilnehmer des Treffens im Rathaus von Bedburg (von links nach rechts): Uwe Boecker (Beisitzer BüWi), Thorsten Richling (Klimaschutzmanager Stadt Wiehl), Ingo Kötter (2. Vorsitzender BüWi), Peter Madel (Beigeordneter Stadt Wiehl), Ulrich Stücker (Bürgermeister Stadt Wiehl), Sascha Solbach (Bürgermeister Stadt Bedburg), Stefan Rossner (1. Vorsitzender BüWi), Jürgen Körber (Beisitzer BüWi), Ulrike Claßen-Büttner (Schriftführerin BüWi)

Im Jahr 2014 befand sich Bedburg im Haushaltssicherungskonzept (HSK), also einer Überwachung der städtischen Finanzen durch die Kommunalaufsicht bei einem Haushaltsdefizit. Trotzdem durfte Bedburg Kredite von über 50 Mio. € aufnehmen, denn man konnte der Kommunalaufsicht darlegen, dass der geplante Windpark nachweisbar auf lange Sicht rentabel ist und somit einen sicheren Weg darstellte, um aus der HSK herauszukommen. Zusätzlich zu den Gewinnen aus der Stromerzeugung zahlt die Stadt sich für den Windpark selbst Gewerbesteuer und Pacht.

Immer wieder hört man, dass auch Wiehl in den nächsten Jahren in die HSK geraten könnte. Durch den Ausbau erneuerbarer Energie Geld in die Stadtkasse zu bekommen, könnte also auch hier ein möglicher Weg sein, den Haushalt auszugleichen. Das war der Anlass für Bürgerenergie Wiehl e.V., eine Exkursion nach Bedburg zu organisieren. Vorbild für Wiehl kann Bedburg jedoch nur bedingt sein.

Beide Städte haben etwa 25.000 Einwohner. Bedburg ist mit 82 Quadratkilometern jedoch größer und mit nur 14 Stadtteilen weniger zersiedelt als Wiehl. In Wiehl verteilen sich auf etwa 53 Quadratkilometern 51 Stadtteile. Durch den Braunkohletagebau wurde die Landschaft rund um Bedburg großenteils weggebaggert. Garzweiler 2 ist noch aktiv, Garzweiler 1 ist inzwischen rekultiviert und bietet nun viel unbesiedelten Platz für Windkraftanlagen, der in Wiehl fehlt. Aktuell sind 12% der Fläche von Bedburg mit Windkraft belegt.

Sascha Solbach verfolgt für seine Stadt einen systemischen Ansatz. Es geht ihm nicht nur um die Finanzen, sondern ganz grundsätzlich um Zukunftsfähigkeit. Daher hat Bedburg gemeinsam mit Bergheim und Elsdorf gemeinsame Stadtwerke gegründet. Im Rahmen der letzten Konzessionsverhandlungen wurde von der Stadt die Hoheit am Gas- und am Stromnetz zurückgekauft. Solbach will zukünftige Investitionen ins Netz selbst steuern. Beide Netze bringen den städtischen GmbHs jährlich ca. 150.000 €. Bedburg setzt zudem weitere innovative Konzepte um: es gibt eine „Ressourcenschutz-Siedlung“, die erste Brennstoffzellensiedlung Deutschlands, eine Beteiligung an Forschungen zum Recycling von Windkraftanlagen, Planungen für ein neues Quartier mit Eisspeicher unter der Siedlung und PVT-Anlagen (Kombination von Wärme- und Stromerzeugung).

Im Windbereich gibt es für alle viel Geld zu verdienen – so lautet Sascha Solbachs Fazit. Da man in Bedburg mit einer schnellen Amortisierung rechnen konnte, waren auch konservative Kräfte im Stadtrat zu überzeugen, hier etwas Neues zu wagen. Das Geld, das durch die Windräder hereinkommt, wird vor allem in die Schullandschaft investiert. Außerdem hat die Verfügbarkeit von „grünem Strom“ die Ansiedlung interessanter Industrieunternehmen zur Folge gehabt, wie von Snipes, Epson und demnächst sogar Microsoft. Denn für viele Unternehmen ist grüner Strom inzwischen ein wichtiges Aushängeschild. So wurden neue Jobs geschaffen.

Diese Offenheit für erneuerbare Energien kann auch in Wiehl langfristig Vorteile bringen. Auch wenn Wiehl nur kleinere geeignete Flächen für eigene Windräder hat, könnten in Kooperation mit Nachbargemeinden durchaus auch größere Windparks umgesetzt werden, von denen alle gemeinsam profitieren. Günstige und umweltfreundliche Energieversorgung vor Ort ist ein Standortvorteil für die lokalen Unternehmen, gerade für die in Wiehl angesiedelten energieintensiven Industriezweige.

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