Infos zu Balkonkraftwerken
Am 25.1.2024 hatte Bürgerenergie Wiehl zu einer Infoveranstaltung zum Thema Balkonkraftwerke eingeladen. Der Raum im Waldhotel Tropfsteinhöhle war brechend voll, so dass sogar einige Interessierte stehen mussten. Referent Jan Stürkat informierte umfassend über Wirtschaftlichkeit, Technik und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Die wichtigsten Punkte haben wir nocheinmal zusammengefasst:
- Die kleinen, auch Steckersolaranlagen genannten, Photovoltaikanlagen sind aktuell in aller Munde. Mit diesen Geräten ist es mit geringem technischem und finanziellem Aufwand möglich an der Energiewende teilzuhaben, auch ohne Eigenheimbesitzer zu sein. Die Sonne schickt ihre Energie kostenfrei zur Erde und fast jeder kann mit einer Steckersolaranlage nun selbst Strom produzieren, um dadurch die Abhängigkeit von großen Energieversorgern zu reduzieren. Die kleinen Solaranlagen können auf dem Balkon, der Terrasse, an Hauswänden, Nebengebäuden und auch im Garten mit geringem Aufwand installiert werden.
- Gekauft werden häufig fertige Sets, in denen neben den Solarmodulen auch der Microinverter schon enthalten ist, also ein kleiner Wechselrichter, der den Strom so umwandelt und synchronisiert, dass er ins deutsche Stromnetz eingespeist werden kann.
- Das Funktionsprinzip ist identisch mit dem von großen Dach-PV-Anlagen.
- Angeschlossen wird das Balkonkraftwerk genau wie ein Kühlschrank oder Fernseher an einer Steckdose, nur dass kein Strom aus dem Netz gezogen, sondern eingespeist wird: „Dem Strom ist es egal, in welche Richtung er fließt.“
- Aktuell wird die Verwendung eines Schukosteckers geduldet. Eigentlich ist aber ein Wielandstecker vorgeschrieben, der von einem Elektriker eingebaut werden muss.
- Bei einem Stromausfalldürfen PV-Anlagen keinen Notstrom ins Netz einspeisen, da sonst das Leben von jedem gefährdet wäre, der an der Reparatur des Stromnetzes arbeitet. Bei einem Stromausfall muss daher der Wechselrichter sofort abschalten. Bei einigen chinesischen Anlagen gab es Probleme, da dieses Schutzrelais fehlte. Der Wechselrichter schaltet nach 20 Millisekunden aus, so dass man keinen Stromschlag bekommt, wenn man den herausgezogenen Stecker anfasst, während gerade die Sonne auf die Anlage scheint.
- Aktuell ist für bei Balkonkraftwerke eine Einspeisung von 600 Watt erlaubt, das soll noch 2024 auf 800 erhöht werden. Dabei ist eine höhere Modulbelegung erlaubt, wenn der Wechselrichter auf 600 Watt heruntergeregelt ist. Pro Zähler im Haus darf nur eine Anlage betrieben werden.
- Ein Balkonkraftwerkt muss nur noch an einer Stelle, nämlich im Marktstammdatenregister (online) angemeldet werden.
- Worauf sollte man beim Kauf achten? Jan Stürkat empfiehlt eher nicht die ganz billigen Geräte aus dem Discounter oder Baumarkt. Bei den Modulen kann man nicht viel falsch machen, aber das Problem läge bei der Qualität der Wechselrichter. Hier sollte man nach namhaften Herstellern gucken. Folienmodule haben eine eher schlechte Stromausbeute, besser sind Folie-Glas oder Glas-Glas Module. Man sollte mit 200 Euro für das Modul und 200-250 Euro für den Konverter kalkulieren (Stand Januar 2024).
- Für Balkonkraftwerke gibt es keine Einspeisevergütung. Sie lohnen sich nur, wenn man den Strom selbst nutzt und in dieser Zeit keinen Strom vom Netzbetreiber kaufen muss.
- Ab wann rechnet sich die Anlage? Das kann man nicht pauschal sagen, da es einerseits sehr vom Standort abhängig ist, wieviel Strom produziert wird, und man andererseits nur spart, wenn man den produzierten Strom auch sofort nutzt. Das heißt, man sollte dann versuchen Waschmaschine oder Geschirrspüler während der Sonnenstunden des Tags zu nutzen. Im Schnitt rechnet man mit 3-4 Jahren.
- Balkon-PV-Anlagen können nicht den Tagesbedarf eines Haushalts decken. Da die Anlage nur 600 Watt Leistung hat, kann sie beispielsweise den Gundbedarf verschiedener Geräte decken, aber nicht den Verbrauch beispielsweise von Geräten, die sich aufheizen. Diese Geräte verbrauchen immer viel Strom, beispielsweise braucht eine Waschmaschine zum Aufheizen auf 90 Grad 2600 Watt! Aber den Anteil des Stroms, den die Anlage produziert, muss man nicht kaufen – er wird kostenlos von der Sonne geliefert.
- Bei der Anbringung sollte man darauf achten, dass sie auch bei Sturm hält und dass die Ausrichtung nach Süden und leicht geneigt ist.
- Es lohnt sich rechnerisch nicht, einen Batteriespeicher für ein Balkonkraftwerk anzuschaffen. Diese Geräte sind so teuer und haben so wenig nutzen, dass sie sich kaum amortisieren können.
- Eventuell muss man im Haus einen neuen Stromzähler einbauen, da alte Zähler ohne Rücklaufsperre bei Betrieb eines Balkonkraftwerks nicht erlaubt sind. Aber diese Zähler sind sowieso ab 2025 Pflicht. Ab 2032 dann intelligente Zähler.